LQA Symposium, Jan. 2019, Zürich


30.01.2019

LQA Symposium, Jan. 2019, Zürich

Ort: Zürich Marriott Hotel, Schweiz
Zeit: Mittwoch, 30.1.2019, 9:00 - 18:00 Uhr

Thema: Der Mensch im Mittelpunkt: Performanz und Kompetenz im translatorischen Qualitätsmanagement

Fortschreitende Informatisierung und Flexibilisierung der Industrie 4.0 schaffen kontinuierlich neue Maßstäbe für moderne Arbeitssysteme. Das gilt auch für die immer enger mit der Produktion verzahnte Übersetzungsindustrie und ihre professionellen Schauplätze. So haben beispielsweise steigende Produktdiversifizierung und Verkürzung der Produktlebenszyklen direkte Auswirkungen auf Aktualitäts- und Qualitätsanforderungen des multilingualen Contents. Von diesem wird idealerweise erwartet, dass er adaptiv und multidirektional, dabei aber dennoch stets konsistent und abrufbar ist.

Der Wunsch nach Agilität, Konsistenz und Abrufbarkeit wird mit immer smarteren Tools für Terminologie, Wissensmanagement und Qualitätssicherung und mit immer raffinierteren Systemlandschaften bedient. In Kombination mit dem zunehmenden Einsatz maschineller Übersetzung in den letzten Jahren hat dies selbst in der traditionell toolgeprägten Übersetzungsbranche zu einer beispiellosen Reorganisation der Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Technik geführt. Vor diesem Hintergrund haben sich sowohl die Paradigmen der Mensch-Maschine Interaktion als auch die Profile und die professionellen Rollen der Akteure in vielen Bereichen grundlegend erneuert.

Die Anpassung an diese „hochinteraktiven soziotechnischen Systeme“ (Deuse et al, 2015), wie heutige Arbeitssysteme häufig bezeichnet werden, stößt dabei nicht immer auf positive Resonanz, sondern kann durchaus Widerstände auf den Plan rufen. So wurde bereits an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, dass das Tempo technologischer Neuerungen die Aufnahmekapazität der Beteiligten in Übersetzungsabteilungen (vgl. u.a. Declercq 2014:480) übersteigen kann oder, dass die fortschreitende Automatisierung menschlicher Schritte mancherorts Ängste vor der Substitution des Menschen wach werden lässt. Gleichsam sind die Zukunftssicherheit der eingesetzten Technologien und der Nutzen des damit verbundenen Change Management häufig nicht hinreichend geklärt.

Beim fünften LQA-Symposium fragen wir nach den Konsequenzen dieses Wandels für die Wirkungsfelder und Kompetenzen der involvierten Akteure und wollen die Bedeutung translatorischer Qualitätssicherung innerhalb dieses Spannungsfeldes thematisieren. Denn zweifelsohne ist der Bereich der translatorischen Qualitätssicherung inzwischen zu einer festen Größe herangewachsen, der für die Optimierung der immer komplexer werdenden sprachlichen Produktionsprozesse inzwischen eine entscheidende Rolle einnimmt. Dies bedeutet, dass hier ein Feld für neue, zukunftsweisende Betätigungen und Kompetenzen geschaffen wurde, das unter anderem durch eine Verschiebung von operativen hin zu überwachenden, steuernden und strategischen Funktionen der daran beteiligten Akteure beschreibbar wird.

Folgende Leitfragen stehen beim fünften LQA Symposium im Vordergrund:

  • Wie wirken sich technologie-induzierte Transformationen auf die linguistischen, operativen und strategischen Tätigkeiten in unserem Feld aus und wie wird damit umgegangen?
  • Welche neuen Kompetenzanforderungen – systemisch, methodisch, konzeptionell – ergeben sich daraus für die Stakeholder?
  • Was bedeutet das für Qualifizierung und Professionalisierung in akademischen Ausbildungsinstituten sowie für Rekrutierung, Talentmanagement und kontinuierliche Kompetenzerweiterung am Arbeitsplatz?
  • Welche veränderten professionellen Rollenprofile werden Mitarbeitern und Abteilungen näher gebracht; wie werden sie auf- und angenommen?
  • Wie kann bei den Beteiligten trotz Automatisierung und der Gefahr der Partikularisierung ein ganzheitliches Verständnis der Wirkungszusammenhänge entlang der translatorischen Wertschöpfungskette gefördert werden?
  • Wie kann translatorische Qualitätssicherung in diesem Zusammenhang ganzheitlich gedacht werden und für alle Beteiligten einen spürbaren Mehrwert bringen?
  • Welche Merkmale müssen Technologien aufweisen, um bei Nutzern nachhaltige Akzeptanz und erkennbare Entlastung zu erzeugen?
  • Wie können sie Anwender dabei unterstützen, belastbare Daten und Informationen zur Entscheidungs- und Planungsunterstützung zu generieren?

Diese und weitere Fragenkomplexe werden am 30.1.2019 im Marriott Hotel Zürich gemeinsam mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft und mit Entscheidungspersonen internationaler Sprachabteilungen diskutiert. Dabei werden aktuelle Herausforderungen und Chancen aus unterschiedlichen fachlichen und branchenspezifischen Perspektiven beleuchtet. Es werden Impulse für die Gestaltung eines humanzentrierten Ansatz aufgezeigt, bei dem Tools keinen Selbstzweck erfüllen, sondern Akteure dabei unterstützen sollen, Wissen als Unternehmensressource entlang der sprachlichen Wertschöpfungskette nutzbar zu machen.

Literatur:

Deuse, Jochen, et al. 2015. „Gestaltung von Produktionssystemen im Kontext von Industrie 4.0.“ Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Springer Vieweg. 99-109.

Declercq, Christophe. 2014. “Editing in Translation Technology”. In: Chan, S. W. (Ed.). (2014). Routledge encyclopedia of translation technology. Routledge. 480-493.